Haben Sie sich diese Frage schon einmal gestellt oder ist es für Sie noch nicht so interessant? Denn schließlich wollen Sie Ihr Unternehmen ja noch nicht verkaufen. Aber spätestens beim Verkauf des Unternehmens stellt sich die Frage – was ist mein Unternehmen überhaupt wert? Was bekomme ich dafür?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Das hängt aber nicht unbedingt mit Ihrem Unternehmen zusammen, sondern hier sind viele Einflussfaktoren, die den Verkaufspreis nach oben oder nach unten beeinflussen.
In der Praxis ist die Preisfindung aus unserer Sicht ein Thema, das zu sehr großen Differenzen bei Verkaufsverhandlungen führen kann. Denn die subjektiven Einschätzung des Inhabers steht der Preis für das, wofür ein Inhaber sich sein Leben lang für eingesetzt hat. Sein ganzes Herzblut wird in den Verkaufspreis gesteckt. Und auch die goldenen Zeiten haben einen enormen Einfluss auf die Preisfindung. Auch wenn diese schon lange vorbei sind und das Unternehmen nur noch ein Gerippe von dem früheren blühenden Unternehmen darstellt, wo es noch richtig Fleisch sprich Umsatz und Gewinn aufweisen konnte.
Unsere Beobachtungen sind eigentlich bei gewissen Mandanten, die jenseits der 60 sind, immer wieder die Gleichen. Das Unternehmen hatte eine Blütephase, die ist aber schon lange vorbei. In den letzten Jahren hat man sich gedanklich schon darauf eingestellt, das Unternehmen zu verkaufen. Auch wenn es noch nicht akut angegangen wurde, aber im Kopf war die Entscheidung schon getroffen. Nur der Zeitpunkt wurde immer wieder verschoben oder nicht konkretisiert.
Die Folgen sind aber für den Unternehmenswert und letztlich dem Kaufpreis gravierend. Denn in der Absicht, dass Unternehmen ja bald zu verkaufen, werden oft keine notwendigen Investitionen mehr geleistet. Was ist mein Unternehmen eigentlich wert?
Der Bereich Marketing und Vertrieb wird nicht mehr aktiv angegangen und vernachlässigt. Folge sind Umsatz- und Ertragsrückgänge. Mitarbeiter sind langjährig im Unternehmen und passen sich dem Verhalten des Inhabers an. Sind oft demotiviert.
Motivierte Mitarbeiter sehen in dem Inhaber immer wieder einen Bremser. Sind entweder unzufrieden und bleiben, was ja auch nicht wünschenswert ist oder sie verlassen das Unternehmen. Was übrig bleibt, sind die Mitarbeiter, die das Unternehmen nicht weiterbringen und aus Bequemlichkeit oder aus Altersgründen nicht verlassen wollen.
Was übrig bleibt sind Altkunden, die mit dem Inhaber eine persönliche Verbindung haben. Meistens sind sie im ähnlichen Alter wie der Inhaber, der sein Unternehmen verkaufen will. Sie kennen sich gut und wechseln den Lieferanten nur, wenn es unbedingt sein muss. Aber von diesen Kunden sind in Zukunft auch keine positiven Impulse mehr zu erwarten.
Viele denken jetzt bestimmt, dass das etwas zu dramatisch, zu überspitzt und negativ dargestellt ist. Dramatisch ist es, negativ auch, aber leider in den meisten Fällen die brutale Praxis.
Die Antwort des Inhabers hinsichtlich einer realistischen Preisfindung für den Verkauf seines Unternehmens lautet dann nicht, was ist mein Unternehmen wert, sondern unbewusst aber mit gravierenden Auswirkungen beantwortet der Inhaber bei seiner Preisvorstellung die Frage, was war mein Unternehmen einmal wert.
Auto: Karl Weber, www.mittelstandsfinanzierer.de