Kennen Sie diesen Typ von Menschen auch, der immer die Schuld bei anderen sucht?
Genau dieser Typ von Unternehmer war es, mit dem wir in den letzten Tagen wieder einmal ein Gespräch hatten. Seit Jahren kennen wir uns und treffen wir uns immer mal wieder, um über sein Geschäft zu sprechen. Fünf vor zwölf.
Seit Jahren versuchen wir auch, ihn davon zu überzeugen, seine Unternehmensführung auf ein festes Fundament zu stellen. Dazu gehört für uns die Entwicklung und Dokumentation einer mittel- und langfristigen Unternehmens- bzw. Marketingstrategie. Bisher war er auf diesem Ohr aber immer taub.
„Brauche ich nicht“, „zu viel Aufwand“, „für wen soll das gut sein“, „das habe ich in meinem Kopf“. Diese Worte klingen uns heute noch nach. Sein Unternehmen war auch wirklich erfolgreich und er gehört zu den Vollblut-Unternehmern, die alles steuern, kontrollieren und wissen, was in ihrem Unternehmen vor sich geht.
In dem Gespräch vor ein paar Tagen erzählt er uns, dass sein Unternehmen in der Existenz bedroht ist. Die Umsätze sind um 40 % zurückgegangen, die Mitarbeiter lustlos, die Produkte nicht mehr so gefragt, wie vor einigen Jahren noch und das Schlimmste ist die Kündigung der Kreditlinie durch die Bank, mit der er schon seit Jahren zusammenarbeitet.
Seine Agilität und sein Selbstvertrauen scheinen einen Knacks bekommen zu haben. Er wirkt leer, ohne Perspektive und Mut. Sein Leuchten in den Augen ist verschwunden.
Es macht uns nicht stolz, dass er sich das so hätte ersparen können, wenn er unserem Rat rechtzeitig gefolgt wäre. Denn genau das Fehlen der strategischen Ausrichtung und der Unternehmensplanung war der Punkt, der die Bank dazu veranlasste, kein „begründetes“ Vertrauen in die Zukunft seines Unternehmens zu haben.
Genau das Fehlen einer Unternehmensstrategie zeigt jetzt, dass das Unternehmen keinen klaren Kurs hat – jetzt wo es darauf ankommt. Wo auch die Mitarbeiter festen Grund unter den Füßen vermissen und einen klaren Kurs benötigen. Gerade jetzt zeigt sich das Fehlen von Marketingkonzepten. Diese hätten frühzeitig erkennen lassen, dass die Wettbewerber sehr stark aufgeholt haben bzw. das Unternehmen teilweise schon überholt haben.
Es nützt nichts, wenn man auf Banken, Kunden, Mitarbeiter und Wettbewerber schimpft und sich vom Staat im Stich gelassen fühlt.
Jetzt hilft nur noch das „Münchhausen Prinzip“. Sich selbst aus dem Sumpf befreien. Wir hoffen, dass er sich dabei helfen lässt. Es ist fünf vor zwölf.
Auto: Karl Weber, www.mittelstandsfinanzierer.de